Der Auftakt zur Parlamentssitzung vom 14. März 2022 hatte es in sich. In einer Fraktionserklärung hinterfragte Philipp Zopp als direktbetroffener Wetziker Lehrer den beschönigenden Evaluationsbericht zum aktuellen Sekundarstufe-Schulmodell kritisch. Es stelle sich die Frage, ob die Sekundarschüler in zwei Leistungsstufen (Sek A und Sek B) anstatt wie früher in drei Leistungsstufen angemessen gefördert werden können und wie die Zufriedenheit bei allen Beteiligten ist. Den Elefant im Raum wolle die Schule offenbar nicht sehen. Beeindruckende 56% der Lehrer fänden das aktuelle Schulmodell schlecht oder sogar sehr schlecht. Darüber sei man so überrascht gewesen, dass man die Lehrer im Nachhinein gebeten habe, ihre Kritik auszuformulieren. Der Rücklauf aus der Lehrerschaft sei gross gewesen, obschon es nun nicht mehr möglich gewesen sei, anonym zu antworten. Diese Antworten würden relativiert. Es werde behauptet, die Lehrerschaft habe keinen dominierenden Grund genannt und dieselben Probleme würden sich in einem dreistufigen Schulmodell auch ergeben. Das heisse nichts anderes, als dass die Lehrer angeblich nicht beurteilen könnten, welches Schulmodell das richtige ist, und sie glaubten naiv an einfache Rezepte. Eine solche Aussage in einem Bericht sei frech. Die Lehrpersonen hätten sich vielmehr differenziert zu den vielen Nachteilen des zweistufigen Schulmodells geäussert. Genannt worden seien etwa die Heterogenität in den Klassen, strukturelle Probleme, verhaltensauffällige Schüler und individuelle Lernziele. Es brauche viel, bis sich die Lehrer derart deutlich äusserten. Es brauche keine Hauruckübung so wie im Jahr 2018, als die Sek C handstreichartig abgeschafft worden sei. Es gelte nun, den Fächer aufzumachen und das zweistufige Modell zu überdenken. Es bereite Sorgen, dass die Schulpflege nichts unternehme und den Bericht einfach zur Kenntnis genommen habe. Gerade in Anbetracht des Lehrermangels im ganzen Kanton könne man sich eine solche Haltung nicht leisten. Es gelte, die rund 5% sehr überforderten Schüler und die 20% überforderten Schüler, aber auch die Lehrer und die Schule generell ernst zu nehmen.

An der Fragestunde des Parlaments beteiligte sich die SVP-Fraktion mit zwei Fragen:

Frage 1: „Wetzikerbänkli“
Die Bevölkerung kann online über ihr „Lieblingsbänkli“ abstimmen. Wie teuer sind die jeweiligen Bänkli und ist es möglich, den Preis irgendwo zu publizieren bzw. anzuschreiben?
Antwort: Es sei der Stadt darum gegange, die Meinungen aus der Bevölkerung zu Qualität, Design, Sitzhöhe usw. zu hören. Den Preis habe man absichtlich nicht bekanntgegeben, da man die Meinung der Bevölkerung habe abholen wollen, ohne dass die Meinungsäusserung von der Preisfrage überschattet werde. Der Stadtrat werde das Ergebnis der Umfrage, aber sicherlich auch den Preis berücksichtigen. Jede Bank koste ohnehin nur etwa Fr. 1’000.– bis Fr. 2’000.–.
Es ist bedauerlich, dass der Stadtrat die Preise nicht offenlegt und sich mit der Aussage begnügt, dass die Bänke ohnehin wenig kosteten. Das mag für die einzelne Bank stimmen, nicht aber für eine grössere Zahl von anzuschaffenden Bänken. Bei einer solchen Grundhaltung muss man sich nicht wundern, wenn Beschaffungen immer wieder recht teuer ausfallen.

Frage 2: Individuelle Lernzielanpassung
Wie viele Schülerinnen und Schüler mit einer „individuellen Lernzielanpassung“ (d.h. ein Lernbericht ohne Benotung in einem oder mehreren Fächern) gibt es in Wetzikon auf den verschiedenen Stufen und wie viele davon erhalten Fördermassnahmen?
Antwort: In Wetzikon haben 57 Schüler (davon 32 in der Primarschule) eine «individuelle Lernzielanpassung». Alle Massnahmen werden durch schulische Heilpädagogen eng begleitet.

Nach der Fragestunde schritt das Parlament zur Beratung von weiteren Geschäften.

Bildung einer Spezialkommission „Masterplan Stadtraum Unterwetzikon“: Das Parlament entschied sich nach kontroverser Diskussion, die Spezialkommission mit Vertretern aus allen Fraktionen zu beschicken und nicht nur einen Vertreter aus jeder Fachkommission des Parlaments vorzusehen.

Energiestrategie und energiepolitische Ziele: Bei diesem Geschäft obsiegte der Antrag der Fachkommission I. Die Mehrheit der SVP-Fraktion hätte allerdings den ursprünglichen stadträtlichen Antrag bevorzugt, der unter anderem nicht vorgesehen hätte, dass Wetzikon unter bestimmten Voraussetzungen auch über die Zielsetzungen von Bund und Kanton hinausgehen soll.

Der Projektierungskredit für die Erweiterung und Gesamtsanierung der Schulanlage Walenbach und der Projektierungskredit für den Neubau des Feuerwehrgebäudes wurden gegen Minderheitsanträge auf Rückweisung angenommen. Zum Neubau des Feuerwehrgebäudes vertrat Rolf Zimmermann den Antrag der SVP-Fraktion, es sei auf das Verkehrskonzept für Fr. 20’000.– zu verzichten. Die Zahlen seien aufgrund der beantworteten Fragen aus der Kommission bereits bekannt. Es lohne sich nicht, ein unverhältnismässig teures Verkehrskonzept wegen einiger weniger zusätzlicher Fahrzeuge infolge des Neubaus zu erstellen. Rolf Zimmermann erinnerte daran, es sei dafür zu sorgen, dass die Alarmierungszeiten im Interesse der Bevölkerung eingehalten werden und die Feuerwehrleute zu diesem Zweck rechtzeitig ins Depot einrücken können. Er verwies in diesem Zusammenhang auf seine schriftliche Anfrage betreffend Tempo 30 und die Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft von Blaulichtorganisationen in der Stadt Wetzikon.
Noldi Paglia doppelte nach: Nur sehr wenige Feuerwehrleute müssten über die Aabachbrücke für Feuerwehreinsätze einrücken. Zudem handle es sich bei zahlreichen Feuerwehreinsätzen um sogenannte Kleinalarme mit höchstens vier aufgebotenen Feuerwehrangehörigen. Noldi Paglia erinnerte auch nochmals an die Subventionszusage der GVZ in Höhe von rund Fr. 533’000.–, welche die Stadt bei einer Rückweisung des Geschäfts verlieren würde.
In der Abstimmung zu später Stunde konnte immerhin die Rückweisung des Geschäfts verhindert werden. Allerdings setzte sich der teuerste Antrag durch (inkl. Projektierungskosten für die Solarfassade, Verkehrskonzept und Regenwassernutzung).