Roman Auer trug eine Fraktionserklärung der SVP vor. Er erläuterte in seinem humorvollen Votum, die Parlamentsmehrheit habe nun bereits zum zweiten Mal innert kurzer Zeit eine Klatsche kassiert, indem nicht nur die linke Wohninitiative, sondern auch der Gegenvorschlag des Parlaments hierzu vom Volk bachab geschickt wurde. Rund 62% der Wetziker seien Mieter und es habe sicherlich niemand etwas gegen günstige Wohnungen. Bloss traue das Volk dem Parlament bzw. den Initianten offenbar nicht über den Weg. Es sei zu hoffen, dass Gefühl für den Willen des Volks in den nächsten Parlamentssitzungen wieder wachse.

Rolf Müri empfahl namens der Fraktion, das Postulat «Begegnungszone Robenhausen» nicht zu überweisen. Die Initianten wollten erklärtermassen die Autos wegdenken. Richtigerweise müssten aber alle Verkehrsteilnehmer (Fussgänger, Velofahrer, Autofahrer usw.) miteinander koexistieren; alle müssten Platz haben. Es sei eine Zwängerei, im Nachhinein immer wieder darüber zu diskutieren. Bereits heute bestehe in Robenhausen eine Tempo-30-Zone. Eine Neuauflage der Pläne, das Aabachbrüggli für den Verkehr zu sperren, gelte es zu verhindern. Schliesslich stellte Rolf Müri zu Recht die Frage in den Raum, wozu ein Quartier in unmittelbarer Nähe des wunderschönen Riets denn eine (zusätzliche) Begegnungszone benötige. Erfreulicherweise wurde das Postulat schliesslich mit 20 zu 14 Stimmen abgelehnt.

Zeno Schärer äusserte sich zur Antwort des Stadtrats zur Interpellation «Grundlagen und Rahmenbedingungen des inklusiven Schulmodells». Er zeigte sich erstaunt, dass es keine präzise Definition der Inklusion und keine wissenschaftlich gestützte Erfolgskontrolle gebe. Inklusion drückt eine Grundhaltung aus, die gute Lehrer seit jeher lebten, und sei in mancher Hinsicht «alter Wein in neuen Schläuchen». Wenn man schulische Schwächen nicht mehr als solche benenne und keine Anpassungsleistungen der Schüler einfordere, bereite man die Kinder nicht genügend auf das reale Leben vor. Bei der Inklusion gehe es um Ideen wie Selbstorganisation und Individualisierung, welche bereits im integrativen Modell erfolglos gewesen seien. Eine Entlastung der Lehrerschaft sei nicht zu erwarten, weil in einem individualisierten System der Absprachebedarf zwangsläufig noch grösser werde. Entgegen den Behauptungen der Schule Wetzikon seien nicht selbstorganisiertes Lernen, sondern eine starke Lehrerpersönlichkeit und ein echter Beziehungsaufbau zu den Schülern die Garanten des Lernerfolgs. Dies sei durch die Metastudie von John Hattie zu Genüge bewiesen worden. Anhand diverser Ergebnisse dieser Studie zeigte Zeno Schärer auf, dass die Schule Wetzikon etwas einführe, was erwiesenermassen nicht funktioniere, und zugleich abschaffe, was funktioniere. Es brauche (wenn schon) ein Pilotprojekt mit messbaren, definierten Zielen, welche innert einem oder zwei Jahren überprüft werden können. Die Interpellanten erwarteten sichtbare Resultate in den nächsten Jahren bei der Sonderschulquote, der Lehrerbelastung und bei der in Aussicht gestellten «Beruhigung im Schulbetrieb».

Beim Postulat «Motorfreie Bahnhofstrasse» versuchte Zeno Schärer die utopistischen Postulanten wieder auf den Boden der Realität herunterzuholen. Er verwies auf die vielen Anwohner der Bahnhofstrasse, welche an diesem geplanten «Erlebnistag» mit einem faktischen Mobilität bestraft würden. Der Vergleich mit der Strassensperrung beim Stadtfest hinke gewaltig, weil es sich dort nur um einen kurzen Strassenabschnitt handle, welcher umfahren werden könne. Ganz Wetzikon sei negativ betroffen, weil sich der Verkehr bei einer Vollsperrung der Bahnhofstrasse umso mehr auf den Strassen rundherum stauen werde. Das Mobilitätsbedürfnis der Menschen erfordere es, die Verkehrsachsen in Wetzikon offenzuhalten. Was die Wetziker von immer neuen Verkehrsbehinderungen und Verkehrsschikanen halten, hätten sie vor wenigen Monaten mit einer Zweidrittelsmehrheit gegen flächendeckendes Tempo 30 kundgetan. Zeno Schärer kritisierte auch die widersprüchliche Haltung des Stadtrats. Er wisse selbst nicht, wie sich das Postulat unkompliziert umsetzen lasse, spreche von hohem Aufwand und gebe zu, überhaupt keine Vorstellung zu haben, wie eine solche Vollsperrung ausgestaltet werden soll. Für eine Überweisung des Postulats spreche er sich aber trotzdem aus. Man würde die offenbar reichlich vorhandenen Verwaltungskapazitäten besser dafür einsetzen, die bestehenden Verkehrsprobleme zu beseitigen. Wenig überraschend wurde das Postulat von der Mitte-Links-Mehrheit an den Stadtrat überwiesen. Mit diesem Entscheid hat das Parlament neuerlich bewiesen, dass es weder Volkes Stimme noch die von Roman Auer eingangs in der Fraktionserklärung ausgesprochenen Mahnungen beherzigt. Wenn man so vorgeht, helfen auch keine aufwendigen Mitwirkungsveranstaltungen, um bei der Bevölkerung Verständnis für die Arbeit des Parlaments zu wecken.